„Die Wahrheit ist, dass alles, was Sie über den Diamanten sagen können,
in der Natur eines Fehlers liegt.“
Oliver Stamp veröffentlichte mit 27 Jahren seine ersten Kunstwerke. Dabei entstand im Laufe von rund 2 Jahren eine mehrteilige Serie von abstrakten, großformatigen Porträts, die aktuell aus 8 Motiven besteht.
No. 0044, No. 0009 oder No. 0087 betitelt der Digital-Künstler in einer willkürlichen Ziffernfolge seine Portraits. Mit ihren buchstäblich leeren Augen werden wir als Betrachter angeblickt, ohne dass wir gesehen werden. Statt eine Iris zu haben, sind sie weiß, farblos. Dort, wo sich in der klassischen Kunstgeschichte die Augen als Eingangstor zur Seele des Menschen befinden, ist das Nichts. Entmaterialisierte Tränen fließen und wir fragen uns als Betrachter nach dem Warum. Ein Setting, das Aufklärung über den Kontext verschaffen könnte, gibt es nicht – nur die Gesichter im Halb-Profil oder als frontale Sicht. Die Persönlichkeit dahinter bleibt verborgen und löst sich auf in eine Bildoberfläche mit dominierenden Rot-Tönen. Filigrane weiße, manchmal einfarbige Binnenlinien legen sich über die Inkarnate der Gesichter. Bei Nahsicht tauchen immer weitere Details auf, zu deren Explorieren uns der Künstler einlädt.
In seiner Werkgenese entfremdet und manipuliert Oliver Stamp das vorgefundene Digital-Foto in einer festgelegten und geheimen Abfolge mit seinem fälschungssicheren Algorithmus. Geplant ist in Zukunft mithilfe einer KI völlig neue Gesichter zu kreieren. Oliver legt dabei Informationsschichten übereinander, wie Lasuren in der klassischen Portraitmalerei. Nur sind es hier Software-Programme, mit deren Orchestrierung Oliver das hoch komplexe Bild-Motiv erzeugt. Das farbgewaltige Bildnis wird als singulärer großformatiger echter Fotoabzug (auf Kodak Pro Endura glänzend) (185,4 x 125,4 см) entwickelt, hinter Acrylglas gerahmt und rückseitig signiert. Je zwei weitere gerahmte Fine Art Prints (auf Hahnemühle Photo Rag) (114,7 x 79,7 см) entstehen pro Motiv.
Nach dem Transfer vom digitalen zum analogen Tafelbild werden die Original-Bild-Datei und alle zugehörigen Ebenen gelöscht und unwiederbringlich zerstört. Die Reproduktion wird zum einzigartigen Original. Durch die Komplexität der Bildschichten ist eine hochauflösende Kopie quasi ausgeschlossen.
„Ein perfekter Diamant wäre
einfach aus Licht zusammengesetzt.“
Oliver begreift seine Kunst als ein Investitionsobjekt für Sammler. Er verkörpert nicht zuletzt mit dieser erfrischend anderen Künstlerhaltung, durch seinen Businessplan, den Gedanken rund um Sales, Produkte, Distribution und Kollaborationen sowie dem Einsatz von neuesten Technologien den Künstlertypus des Entrepreneurs eines Kunst-Start-Ups. Neben den analogen Bildwerken erstellt der Künstler aus der originären Bilddatei Videoarbeiten als NFTs (Non-Fungible Tokens) nach dem Blockchain-Prinzip. Die Betrachter erfahren visuell eine Auflösung von der Figur zur reinen Farb-Abstraktion. Die wenigen Sekunden andauernden Videos sind u. a. auf dem Instagram-Kanal @oliverstamp.art veröffentlicht, sodass die Follower diesen Vorgang beliebig oft wiederholen können. Diese Arbeiten triggern nicht minder als die eigentlichen Bildwerke, sie machen neugierig, nahezu süchtig und haben auch z. B. als Installation vorgeführt einen hohen Wiedererkennungswert. Anders als bei den aktuell im Kunstmarkt auffindbaren NFTs sind Olivers Videos durch die Referenz zu seinen 'echten, greifbaren' Werken im Wert nochmals abgesichert, es gibt ein Produkt dahinter. Weitere Künstler-Produkte jenseits des White Cubes werden Olivers steigende Bekanntheit unterstützen: Poster, ein eigener Schriftfont, T-Shirts sowie ein groß angelegtes Kunst-am-Bau-Vorhaben. Eine sechsteilige Künstler-Edition eines hochwertigen Rotweins in Kooperation mit einem deutschen Weingut ist das laufende Projekt.
Oliver Stamp lebt und arbeitet in Augsburg, Bayern. Seit über 10 Jahren setzt er sich intensiv mit digitaler Bildbearbeitung und Gestaltungsprogrammen auseinander. Sein Ausstellungsdebüt feierte der 1993 geborene Künstler und Autodidakt bei der SWISSARTEXPO in Zürich 2020. Es folgten weitere Ausstellungsformate mit ersten Werksverkäufen. Seit seinem Abitur war Oliver überwiegend als Taxifahrer für das nächtliche Club-Publikum und im Nachtleben unterwegs. Dabei konnte er die Schnelllebigkeit unserer Zeit durch den Blick in den Rückspiegel wahrnehmen. Überdies aus einem kriminellen Milieu kommend beweist er, dass echte Veränderung durch Weiterentwicklung möglich ist. Und das ist auch, was den Künstler antreibt. Olivers Werke sind eine Aufforderung an die Betrachter, den emotionalen Blick in sich selbst hinein zu richten, die Emotionen auszuhalten und zu finden, wonach wir schon immer gesucht haben.
„Sehen Sie den Einschluss?“
Olivers Ziel ist eine führende Position mit seinen einzigartigen und markanten abstrakten Portraits in der globalen zeitgenössischen Kunstszene einzunehmen und in Metropolen wie Paris, Singapur, Hamburg und Mexiko-City auszustellen.
Er sucht eine international tätige Galerie für Gegenwartskunst mit Fokus auf junge Künstler, die mit ihm gemeinsam diesen Schritt gehen wird und sich genau wie er selbst, der Kunst verschrieben hat, um mit und wegen ihr zu wachsen.
Sarah Niesel M. A.
Kunsthistorikerin